Am Montag, den 10.10.2011
war Thanksgiving in Kanada – ein nationaler Feiertag (die USA haben
ein anderes Datum). An diesem besagten Tag musste ich fuer meine
Zugfahrt um 6Uhr morgens am Hauptbahnhof in Vancouver sein. Wenn ich
das vorher gewusst haette, waere ich wahracheinlich einen Tag spaeter
gefahren. Denn mir kam es am Abend zuvor auf dem Weg in die Wohnung des
Couchsurfers so vor, als waere ganz Vancouver in der City auf den
Beinen.
Aber nun gut, das ist beschweren auf hohem Niveau. Vor mir lag ein waghalsiger Zutrip.
Zuerst am 10.10. nach Seattle, dann abends weiter bis zum 12.10. nach
Chicago, von da aus ein paar Stunden spaeter wieder weiter bis zum
13.10. nach New York. Summa summaro macht das 4 Tage am Stueck im
Zug. Um einen guten Preis zu bekommen, hatte ich alle Zuege zwei
Monate im Voraus gebucht. Die gesamte Strecke war mit der
amerikanischen Zuggesellschaft Amtrak gebucht, da diese nur ca. 1/3
des Preises wollten, den die gleiche Strecke ein paar Kilometer
weiter auf der kanadischen Seite gekostet haette.
Morgens noch sehr
unausgeschlafen auf dem Weg zur amerikanischen Grenze. Mit dem
amerikanischen Immigration Officer hatte ich am Bahnhof in Vancouver
zuvor noch das erste Mal einen Anschein von Realitaetssinn erfahren.
Meine am Vortag gekauften Bananen durfte ich ausnahmsweise mit in den
Zug nehmen. (Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich schon in Vancouver
am Bahnhof die USA Einreisebeamten antreffe.) Doch als dann sein
Kollege am Durchleuchteband die exotischen Fruechte sah, musste ich
sie doch weg werfen. Nun, ich kann verstehen, dass kanadische Bananen
bei der Einreise in die USA schwere oekologische Schaeden anrichten
koennen. Wenn man bedenkt, dass diese weder in Kanada noch den USA
wachsen und wahrscheinlich am Ende in beide Laender aus ein und
demselben Drittland eingefuehrt werden. 😉
Das war der erste Zug, der
Amtrak Cascades – sehr bequem und schoene Strecke.
Der Bahnhof und die
Skyline Seattle’s. Hier gab es fuenf Stunden Pause, die ich zum
Vorraete kaufen genutzt habe.
Chinatown. Anschliessend gings weiter im Empire
Builder Zug von Seattle nach Chicago.
Es war nicht ausgebucht,
wodurch ich zwei Plaetze zu meiner Verfuegung hatte. Die
Platzverhaeltnisse waren sehr komfortabel.
So laesst es sich doch
arbeiten. Rechts zwei Stromanschluesse. Die 45 Stunden Strecke
fuehrte von der Westkueste bis in den Osten der USA. Zuerst ging es
durch die Rocky Mountains, dann kamen Steppen, dann Farmland,
dazwischen Oelfelder und irgendwann Chicago. Der Zug hatte eine
Infobroschuere ueber den Wilden Westen der Strecke, einen
Essenswagen, einen Snackwagen und darueber ein
Panoramafenster-Loungeabteil.
Die Rocky Mountains waren optisch den Alpen sehr aehnlich.
Gefolgt vom Farmland des mittleren Westen der USA.
Staedte im Wilden Westen. 😉
Mein ausgewogenes Fruehstueck von links nach rechts: 2% Fett Milch, fettarme Chips, Bananenschale, Oats Muesli und ein leckerer Energydrink. Danach war ich halbwegs munter, um an meinem Blog weiter zu schreiben.
Natuerlich wurde auch an die taegliche Hygiene gedacht.
Ein weiterer Stop irgendwo. Die Zugzeitung hatte umfangreiche Infos zu allen wichtigen Punkten. Dabei waren von beruehmten Indianerkaempfen, Wirtschaftsfaktoren, genereller Landesgeschichte bis hin zu Al Capones Prohibitions-Alkohol-Schmuggel Zentren und beruehmten Musikern der Region alles dabei, was das Herz begehrt.
Die Landschaft bot immer wieder andere Ausblicke.
Das war der Panaorama Wagen mit extra hohen Fenstern und anderen Sitzen.
Im darunter liegenden Snackabteil gab es geniessbare Grundausstattung wie diesen Kaffee fuer erschwingliche 1,20 Euro.
Noch mehr Farmland.
Stadt der Woelfe, da hier frueher ein reger Handel mit Fellen herrschte.
Sonnenuntergang vom Zugfenster aus.
Im Norden der USA gibt es auch Oelfelder. Oben links der Mond und unten rechts ein Oelfeld, bei dem das Gas verbrannt wird.
Am naechsten Tag. Diese kleine Wasseransammlung ist der Mississippi Fluss, der bis in den Sueden der USA nach New Orleans geht!
Manchmal stoppte der Zug auch auf einer Strasse – wenn der Bahnhof nicht gross (lang) genug war.
Nach zwei Tagen Zugfahrt am Stueck kam der naechste Stop. Chicago. Ich hatte einen mehrstuendigen Aufenthalt hier, den ich zum Nahrungsmittel aufstocken und spazieren gehen genutzt habe.
Die Businessmetropole war hektisch, aber durchaus schoen.
Wasserseite Chicagos.
Abends ging es weiter zum finalen Ziel New York. Oben ist die riesige um 20:30Uhr bereits leere Bahnhofshalle in Chicago zu sehen. Da die Fahrt 21 Stunden Uebernacht war, gibt es keine weiteren Zugabteil Fotos. Dafuer muss ich erwaehnen, dass die Strecke Chicago – New York eine der schlimmsten Zugfahrten meines Lebens war. Abgesehen von persoenlichem Pech, dass ich diesmal nicht zwei Plaetze fuer mich alleine hatte und dadurch weniger bequem schlafen konnte, war der generelle Zustand der Gleise grottenschlecht. Es hat die gesamte Zeit wie in einer Achterbahn geruettelt und geschuettelt, dass weder an halbwegs normalen Schlaf, noch an ein Arbeiten mit dem Laptop zu denken war. Unglaublich schlecht fuer solch eine Hauptverbindung zwischen zwei Metropolen.
Nach der viertaegigen Zugfahrt vom 10.-13.10.2011 war ich wieder in New York City.